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Allianzen

Insektenfreundliche Pflege einer Straßenböschung (Foto: Jasmin Fidyka)

„Oben lang, seitlich kurz“ müsse die Devise für einen wildtierschonenden Pflegeschnitt der Straßenränder sein, betonte Oberthulbas Bürgermeister Gotthard Schlereth, indem er eine insektenfreundliche Pflege der Straßenböschungen mit modernen Herrenhaarschnitten verglich. Der Schutz unserer Artenvielfalt ist jedoch alles andere als neu oder modern. Die Prinzipien gelten bereits seit Jahrzehnten, stets dem Wandel der Pflegemaschinen, der Rentabilität und der Umweltwahrnehmung der Bevölkerung unterworfen. Für die verkehrssichere und ordentliche Pflege sind die Bauhöfe zuständig. Eine ordentliche, sog. richtige Pflege des Grüns liegt aber im Auge des Betrachters und bietet Raum für viele Diskussionen. Umso wichtiger ist es, dass die Gemeinden einen Konsens finden, der alle Aspekte berücksichtigt – ein gemeinsames Mahdmanagement. Im Rahmen des sechsten gemeindeübergreifenden Treffens der Bauhofleiter und -mitarbeiter aus den Allianzen Kissinger Bogen und Fränkisches Saaletal informierte Jasmin Fidyka, Projektmanagerin Grüngitter, wie eine insektenfreundliche Pflege öffentlicher Grünflächen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln der Gemeinden aussehen könnte.

Ideal wäre natürlich eine extensive Pflege der Grünflächen, das heißt je nach Beschaffenheit der Grünfläche eine ein- bis zweischürige Mahd mit Abtransport des Grünguts. Doch dies ist von vielen Gemeinden nicht umsetzbar. Denn für die flächige Pflege der Straßenböschungen stehen den Gemeinden meist nur Mulchgeräte zur Verfügung. Langfristig zerstört das Mulchen jedoch die Artenvielfalt. Es gilt daher, Kompromisse zu finden.

In den Allianzgemeinden soll deshalb insgesamt weniger oft gemulcht und die Flächen später gepflegt werden, um Insekten und Co. das ganze Jahr über Lebensräume zu bieten. Eine weniger intensive Pflege der Grünflächen erlaubt auch ein enormes Einsparpotenzial von Ressourcen und kommt dem Klimaschutz entgegen. Die teilnehmenden Bauhöfe waren sich einig, dass dies Hand in Hand mit den Landwirten geschehen muss.

Neben dem Straßenbegleitgrün bilden auch Ackerrandstreifen einen weiteren, potenziellen Biotopkomplex von kleinstrukturierten, artenreichen Lebensräumen. Eine zu frühe und intensive Pflege erreicht jedoch den gegenteiligen Effekt. Die sog. Feldhygiene erfüllt zwar andere Kriterien, wie die Pflege von Grünflächen entlang von Straßen, dennoch ist auch hier abzuwägen, ob jeder Ackerrand, Feld- und Wegsaum gemäht werden muss, oder ob die Hochstaudenflur im feuchten Graben nebenan auch mal ein- bis zwei Jahre blühen darf.

Natürlich ist neben Landwirtschaft und Kommunen auch die Bevölkerung aufgefordert, mehr „Unordnung“ in der Landschaft zu tolerieren. Informationsschilder sollen die Bürgerinnen und Bürger darüber informieren, wo bewusst Raum für mehr Natur belassen wird.

Im zweiten Teil des Treffens beschäftigten sich die Bauhofmitarbeiter mit dem Thema der Bekämpfung von Neophyten. Insbesondere das ursprünglich aus Asien stammende orientalische Zackenschötchen (Bunias orientalis) bedroht unsere heimische Flora entlang von Straßen, Feldwegen und -rainen. Aufgrund seiner Schnellwüchsigkeit und der ausdauernden Toleranz gegenüber einer intensiven Schnittpflege und Bodenstörung, verdrängt das Zackenschötchen innerhalb weniger Jahre unsere heimischen Kräuter und Gräser.

Es sollte daher angestrebt werden, eine flächige Ausbreitung der Pflanze zu verhindern und Einzelpflanzen bzw. kleinere Bestände nicht aussamen zu lassen. Lediglich die Mahd in der Blütezeit – das heißt Mitte Mai und ein weiteres Mal im Juli – verhindert eine Ausbreitung der Pflanze durch Samenbildung. Dies steht natürlich im Widerspruch zu einer wildtierschonenden Mahd.

Im Rahmen des Grüngitter-Projektes findet nun im nächsten Schritt ein Workshop im Frühling kommenden Jahres statt, in dem die Bauhofmitarbeiter das orientalische Zackenschötchen von dem sehr ähnlich aussehenden Raps zu unterscheiden lernen sollen.
 

Weitere Informationen bei den beiden Allianzen Fränkisches Saaletal und Kissinger Bogen (Tel.: 09732-902307, info@fraenkisches-saaletal.de und Tel.: 09734-9319542, info@kissinger-bogen.de) sowie beim Grüngitter-Projektmanagement (Tel.: 0971-8014147, jasmin.fidyka@kg.de).

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